Vital Use

Vital Use 03

Wolfgang Tillmans operiert auf verschiedenen Ebenen. Aus seinem stetig wachsenden Bilderfundus tauchen einzelne Photos in Modezeitschriften, Jugendzeitschriften oder in Nachrichtenmagazinen auf. Von den gleichen Motiven entstehen auch Abzüge und größere Bubblejetprints für Galerie- und Museumsausstellungen. Des weiteren macht Tillmans von Zeit zu Zeit spezifische Reportagen oder Auftragsarbeiten, die genauso in seinem Bilderfundus landen, um bei späterer Gelegenheit in einem ganz anderen Zusammenhang zu erscheinen. Tillmans interessiert dabei die Wandelbarkeit der Erscheinungsformen der gleichen Bilder und eine damit verbundene größere Zugänglichkeit und Verfügbarkeit der Bilder. Indem er sich zwischen den einzelnen Kontexten frei bewegt, läßt sich Tillmans nicht festlegen und schafft sich eine breitere Rezeption und Distribution seiner Bilder, sowie die Freiheit in einem bestimmten Feld aufzutauchen, zu verschwinden und anderswo wieder aufzutauchen. Im Rahmen von Vital Use zeigt Tillmans eine nackte Frau an ihrem PC. Es stellt sich die Frage nach der physischen Präsenz im Zeitalter der virtuellen Realität und vergegenwärtigt Arthur Krokers Mahnung, wir seien angesichts der technologischen Revolution in Gefahr, daß der Körper ein passives Archiv wird, das programmiert, unterhalten und zuguterletzt als ein File unter vielen abgelegt wird.

(Hans-Ulrich Obrist)

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