Arbeit Kino zeigt Momentaufnahmen aus 100 Jahren Kinogeschichte. Momentaufnahmen, in denen unterschiedliche Arbeitswelten und Arbeitsprozesse, aber auch deren historischer Wandel, festgehalten sind. Arbeit Kino – eine Art ausschnitthafte und offene Enzyklopädie aus der Welt des Films, der von Anbeginn an innige Affinitäten zu manueller und geistiger, bildnerischer und darstellender, formeller und informeller Arbeit unterhalten hat.
Kaum ein anderes Medium ist der Vielfalt existierender Arbeitsbegriffe und Arbeitsverhältnisse so konsequent nachgegangen wie das Kino. Kaum ein anderes Medium hat Arbeit so plastisch und realitätsnah dargestellt wie der Film. Realitätsnah, ohne dabei den riesigen inszenatorischen Aufwand zu scheuen, der nötig ist, um das Funktionieren arbeitsteiliger Gesellschaften im größeren Maßstab vor Augen zu führen. Egal ob parabelartig verdichtet oder nüchtern dokumentarisch, existentiell überhöht oder sozial anklagend – Arbeit ist auf vielfältige Weise in die historische Maschinerie des Kinos eingeschrieben.
Der Bilderbogen von Arbeit Kino spannt sich vom frühen Kino eines Sergej Eisenstein und Fritz Lang über Hollywood-Klassiker und Autorenkino bis hin zu unabhängigen lokalen Filmproduktionen der letzten Dekade. In der Zusammenstellung kommen nicht nur unterschiedlichste Arbeitsformen zur Darstellung, sondern im weiten Spektrum der verschiedenen Filmformate spiegelt sich auch die fortwährende Auffächerung des Arbeitsbegriffes selbst wider. Analog dazu erstrecken sich die gezeigten Inhalte von manueller Erwerbsarbeit bis hin zu immateriellen Dienstleistungen, vom Fließbandkapitalismus bis hin zur zunehmend deregulierten globalisierten Ökonomie.
Filmgeschichtlich hat es nicht lange gedauert, bis zur bloßen Abbildung ausgebeuteter Massen kritische, manchmal auch ironische Distanznahmen hinzukamen. Etwa wenn Charlie Chaplin das individuelle (Nicht-)Funktionieren im Räderwerk des industriellen Kapitalismus mit beißendem Spott quittiert (Modern Times); oder wenn in Paul Schraders Blue Collar ein afroamerikanischer Fabrikarbeiter dem Vorgesetzten seinen ganzen aufgestauten Frust entgegenschleudert.
Geschlechterverhältnisse und ethnische Differenz treten gegenüber dem Bild des weißen männlichen Arbeiters oft genug in den Hintergrund. Ein Grund mehr, die Arbeit weiblicher Reinigungskräfte in Bürobetrieben (wie in Nightcleaners) oder die atavistisch anmutenden Verhältnisse in indischen Sweatshops in Erinnerung zu rufen (Megacities). Stets geht es in Arbeit Kino auch um das Verhältnis arbeitender Subjekte zu ihrer Umwelt – um Eingriffe und Transformationen, die sie darin vornehmen, selbst wenn dies, wie in The Hudsucker Proxy, in der schnellst möglichen Flucht aus der Chefetage besteht.
1895 hatten die Brüder Lumière in einem ihrer ersten Filme ArbeiterInnen beim Verlassen einer Fabrik gefilmt. Über 100 Jahre später scheint die arbeitende Bevölkerung immer noch nicht in einer freieren Welt angekommen zu sein.
Besonderer Dank gilt allen Leihgebern und Urheberrechtsinhabern, die dieses Projekt unterstützt haben, insbesondere dem Österreichischen Filmmuseum (Wien), dem Filmarchiv Austria (Wien), der Stiftung Deutsche Kinemathek (Berlin), dem Stadtkino Verleih (Wien), Polyfilm Verleih (Wien), Lotus Film (Wien), der Generali Foundation (Wien), Concorde Home Entertainment (München) sowie der Trondheim Film Society.
Im Zuge des Projekts wurde versucht, mit allen Urheberrechtsinhabern Kontakt aufzunehmen, um die entsprechenden Reproduktionsgenehmigungen einzuholen. Sollte dies in einzelnen Fällen nicht gelungen sein, bitten wir um Nachsicht bzw. darum, mit uns in Kontakt zu treten.