Die New Yorker Künstlerin Nancy Spero gestaltete die aus sechs Arbeiten bestehende Ausstellungsserie „Woman/War Victimage/Resistance“. Die Ausstellung fand von Oktober 1994 bis März 1995 in Form von sechs ganzseitigen, monatlichen Schaltungen in der Tageszeitung DER STANDARD statt.
Nancy Spero schuf sechs verschiedene Bearbeitungen eines Fotos, das am Ende des Zweiten Weltkriegs bei einem Gestapo-Mann gefunden wurde: es zeigt eine nackte, gefesselte Frau. Es fällt auf, daß die Künstlerin das Sujet so variierte, daß unterschiedliche Details fokussiert und z. T. „herangezoomt“ werden. In der vierten Arbeit wird das Opfer in einem nahe herangeholten Ausschnitt gesichtslos: nur mehr die eingeschnürten Brüste sind zu sehen. Der gewalttägige, pornographische Blick des Täters steht der nackten Hilflosigkeit des totgeweihten Opfers gegenüber.
Nancy Speros mutige Arbeit setzt sich kritisch mit der unzureichend bewältigten österreichischen nationalsozialistischen Vergangenheit auseinander; nicht nur die Gewalt, die Frauen angetan wurde, auch Täter- und Opferrolle werden auf künstlerische Weise thematisiert – und das in einem österreichischen Printmedium.
Die Ausstellung wurde in Kooperation mit der Tageszeitung DER STANDARD und Kuratorin Stella Rollig (Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst) realisiert.
Dokumentation: Sammelband.