Signs of Trouble

Signs of Trouble

Graphic Design wird immer mehr zum Motor unserer visuellen Kulturen. Man kommt daran nicht vorbei: Information bedeutet nicht nur Inhalt, sondern auch Darstellung. Der Einsatz digitaler Werkzeuge hat im letzten Jahrzehnt die Stellung der visuellen GestalterInnen und die Wahrnehmungsmentalitäten massiv verändert. Ein neuer Raum des Ausdrucks ist im Entstehen. Zunehmend werden graphische Oberflächen zu autonomen Bereichen mit eigenen Aussagen und Qualitäten. Das Graphische expandiert über die eingespielten Experimentierfelder wie Pop, Mode, Unterhaltungsindustrie und Werbung in Bereiche der Kinematographie, der elektronischen Netzwerke und auf neue Weise in den öffentlichen Raum. Umgekehrt finden verstärkt Transfers von Praktiken der Kunst, Architektur, Literatur und Philosophie in das Feld des Designs statt. Die graphischen Oberflächen werden immer mehr zu einem autonomen Bereich mit eigenen Aussagen und Wertigkeiten zwischen Produkt/Information und Benutzern. 

In Zeiten steigender Zeichenbelastung sind die Künste des Ordnens und deren Problematisierung von gesteigerter Relevanz. Aus diesen fortschreitenden Entwicklungen resultieren Aufweichungen etablierter Kategorien und Kompetenzerweiterungen der visuellen GestalterInnen, die sie als paradigmatische Figuren innerhalb einer konflikthaften Zeichenkultur positionieren. Auch medial orientierte Literaturtheorie und Philosophie haben die graphische Ebene der Zeichen entdeckt: in Anlehnung an den linguistic turn der Jahrhundertwende spricht man von einem literalistic turn, wonach der Sinn von Texten nicht mehr unabhängig von den buchstäblichen Zeichen denkbar sei.

Kunst ist nur ein kleiner Bruchteil im Bereich des visuell-ästhetischen Ambientes. Noch dazu ist sie in ihrer Vermittlungssituation in das noch wenig hinterfragte dynamische Feld typographischer Repräsentationsordnungen eingeschweißt. Tendenziell haben sich künstlerische Praktiken von unmittelbarer Kreation zur Kompilation von Artefakten verschoben. Visuelle Gestalter haben zwangsläufig immer auf diese Weise gearbeitet. Sie sind Arrangeure, Manager und bisweilen Transformer von Information und damit paradigmatische Figuren für zeitgenössische ästhetische Produktionsweisen. Gleichzeitig nützen Künstler oft Ästhetiken, Arbeitswerkzeuge und Vermittlungsstrategien, die im Bereich des Designs üblich sind. Umgekehrt finden Experiment, Grundlagenforschung und die Realisation individueller Subjektivität – üblicherweise Domänen autonomer Kunstpraxis – im verstärktem Maß auch im Feld des Designs statt.

Diese gegenseitigen Impulsgebungen und Verwischungen etablierter Kategorien führen nicht nur zu Unterscheidungsproblemen, sondern auch immer häufiger zu innovativen Kollaborationen von Künstlern und engagierten Designern. „Signs of Trouble“ ist eine Serie von Vorträgen und multimedialen Performances junger, international exponierter Graphic DesignerInnen. Beispielhaft werden dabei Tätigkeitsfelder, Arbeitsformen, theoretische Konzeptionen und Stile des Graphic Designs der späten 90er Jahre demonstriert. „Signs of Trouble“ leistet stichprobenhafte Basisinformation zu relevanten Arbeitsergebnissen frühdigitaler Hochkultur.

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