Für den Fries im Oberstock der Weinhandlung Wein & Co. entwickelte der in Wien und Los Angeles lebende Künstler Hans Weigand eine Serie von Fotos, die verschiedene Personen mit Weinflaschen zeigen, Dopplern, 7/10-Flaschen, auch Whiskey-Flaschen und Schnäpsen. Ausschnitte politischer Transparente sind zu sehen. Die in Farbe fotografierten Menschen sitzen auf Stühlen, auf einem Balkon. Oder ist es die Fensterfront eines Innenraums? Mal ist es Tag, mal Nacht. Unentschieden ist auch die Situation, die dargestellt wird. Sind es Rastende, Wartende oder Posierende, als ginge ihre theatralische Haltung der Aufforderung, fotografiert zu werden, voraus.
Die Kameraposition ist durchgehend frontal. Stuhl an Stuhl reiht sich in Weigands Fotoserie. Der serielle, nicht auf Individualität angelegte Charakter der Fotografie wird dadurch betont, dass Weigand die Köpfe auf den Fotos abgeschnitten hat.
Weigands ästhetische Verfahren beschäftigen sich mit der Publizität von Kunst. Er betrachtet Kunst als einen hermetischen Bereich, der einem Geheimbund nicht unähnlich ist. Parallelen zu solchen geheimnisvollen Übertragungskanälen untersuchte Weigand bereits anhand von Satelliten-Schüsseln und der Ufo-Forschung. Die Ausstellungen zu diesen Themen fanden im Museum für Angewandte Kunst und der Galerie Hoffmann und Senn, Wien statt.
Auch die von Weigand zu bespielende Fassadenfläche von Wein & Co. ist einerseits Teil einer der Kunst gewidmeten Öffentlichkeit, gerade auch durch die Nachbarschaft zur Secession. Andererseits steht sie in Nachbarschaft zu anderen, alltäglichen Darstellungsebenen, der Werbung etwa oder der politischen Propaganda. Sie steht, allgemeiner gesagt, in Nachbarschaft und Konkurrenz zu verschiedenen (Bild-) Produkten.
Abgrenzungen durch Insiderwissen und ästhetische Reinheitsgebote teilt die Etikette des Kunstbereichs mit der Welt der avancierten Konsumwelt, wie ihn die Weinhandlung repräsentiert. Der junge Dienstleister kommt aus dem Werbebüro und trinkt ein Glas guten Rotweins. Die Weinhandlung ist Teil der 7/10-Gesellschaft. Ähnlich wie in der Kunstbewertung wird auf symbolischer Ebene um soziale Anerkennung und einen kultivierten Status gerungen. In diesen Zusammenhang setzt Weigand seine amateurhaft wirkende, bewusst unkünstlerische Fotografie.
Zuletzt nahm Hans Weigand mit Jason Rhoades und Raymond Pettibon an der Ausstellung Get Together in der Kunsthalle Wien teil.
(Wien, 2000)