Massenmedien wie Zeitung, Radio und Fernsehen schaffen Öffentlichkeit – innerhalb nationalstaatlicher Grenzen und zunehmend transnational, im öffentlich-rechtlichen, kommerziellen oder unabhängigen Medienbereich. Ob durch Schrift, Bild oder Ton, Mediennutzung stellt stets auch Wirklichkeiten her. Die medialen Darstellungen von MigrantInnen sind zumeist einseitig und laden kaum zur Identifizierung ein. Durch ihre Inhalte, Form und Sprache schließen viele Medien gerade diese EmpfängerInnen aus, machen sie, ihr Handeln und ihre Interessen unsichtbar. Viele MigrantInnen nutzen mediale Öffentlichkeiten jedoch ganz gezielt. Unabhängige Medien bieten ihnen Plattformen für Gegenöffentlichkeiten und damit ein Mittel politischer Mitgestaltung.
Medien wie Brief, Telefon und e-mail ermöglichen indessen persönliche Darstellungen von Lebensumständen im Rahmen dialogischer Kommunikation. Wie Zeitungsberichte sind auch Briefe und Fotografien Konstruktionen ihrer AutorInnen. Ihre LeserInnen und BetrachterInnen verstehen sie individuell unterschiedlich. Die Ausstellung Gastarbajteri – Medien und Migration beschäftigt sich mit verschiedenen medialen Repräsentationen von Wirklichkeit und mit der Gestaltung medialer Öffentlichkeiten im Kontext von Migration.
Das private Archiv österreichischer und türkischer Zeitungen von Ali Gedik veranschaulicht mediale Diskurse über Migrationsprozesse, Migrationspolitik und ihre AdressatInnen. Der Nutzung elektronischer Medien in transnationalen Kontakten ist das dokumentarische Video Telekommunikation Wien-Jemen und anderswo gewidmet. Sprache als Medium der Ausgrenzung und nationaler Identität ist im Zentrum von Fatih Aydoğdus Soundscape Speech. Die Installation von Şule Attems beschäftigt sich mit der Erfahrung von Fremdheit und ihrer Reflexion in Briefen. Anna Kowalskas Arbeit thematisiert die filmische Konstruktion von Wirklichkeit am Beispiel des Drehortes von Polanskis Film Der Pianist in Warschau. Unterschiedliche Interpretationen der Lebenswelt von Hidir Emir, der als einer der ersten Gastarbeiter aus der Türkei nach Wien migriert ist, bietet der fotografische Zyklus Vater und ich von Mehmet Emir. Lebensrealitäten und Standpunkte von Jugendlichen zeigt das Videoarchiv von dezentrale medien. Hubert Lobnigs Video und Fotografien interpretieren das Archiv des Sammlers Sivomir, der die vielfältigen Abfälle einer Mediengesellschaft verarbeitet. Ausgesuchte Medien der Büchereien Wien zum Thema der Ausstellung – Fachliteratur und Belletristik – stehen in markierten Lesezonen zur Verfügung.