stealing eyeballs – designing media

stealing eyeballs 06

Richard Fenwick (London)

In Richard Fenwicks noch junger aber schon viel beachteter Karriere spiegelt sich ein aktueller Paradigmenwechsel exemplarisch wieder. Fenwick agiert in einer Doppelrolle: Er ist sowohl Graphikdesigner als auch Regisseur typographischer Filme. Dabei behandelt er die graphische und die filmische Ebene gleichwertig, ebenso wie für ihn Filmen und digitale Montage gleichwertige Arbeitsprozesse darstellen. Als klassischer Graphikdesigner ausgebildet, profitiert Fenwick von der jüngsten Entwicklung erschwinglicher leistungsstarker Hard- und Software-Technologien, die es erlauben, bewegte Bilder nicht nur sendetauglich zu produzieren sondern auch zu „layoutieren“. Fenwick interessiert sich für strukturelle Parallelen zwischen den flächengebundenen Gestaltungsparametern im Printdesign und jenen, die wie bei Video und Film entlang einer Zeitachse operieren. Die genau gesetzte Überlagerung beider Medien ist für ihn nicht nur analytisches Werkzeug, sondern auch ein zentrales narratives Element.

In vielen seiner Kurzfilme und Clips bilden graphische Elemente eine Art Koordinatensystem, um dahinter liegende filmische Bilder zu fokussieren. Sein zehnminütiger Debütfilm States (1988 gemeinsam mit Adam Jenns produziert) zeigt filmische Bewegungen durch den öffentlichen Raum. Diese Bewegungsbilder werden durch einfache orthogonale Raster skandiert und durch dazugehörige Textblöcke kommentiert. Dabei wird die Frage nach der Besetzung des Raumes und mit ihr die politische Dimension artikuliert. Die Analogien zwischen den eingesetzten graphischen Geometrien und dem Monitorformat sind evident und beabsichtigt. Themen wie Öffentlichkeit und Privatheit, Medienpräsenz und Kontrolle beschäftigten Fenwick auch in seiner Folgearbeit People (1999). Auch hier strukturieren graphische und textliche Einblendungen den mit einer digitalen Kamera gefilmten Strom an anonymen U-Bahn-Passagieren.

Neben seinen freien Arbeiten konnte sich Fenwick als Regisseur bzw. Produzent von Videoclips und Pop-Promotionals einen Namen machen, ohne dabei seine distanzierte und analytische Perspektive maßgeblich zu verändern. Fenwick formuliert seine Untersuchungen mit Humor und Spontaneität und vertraut auf die Suggestionskraft eines naturwissenschaftlichen, technoiden Bilderkosmos. Derzeit widmet er sich gleichermaßen der Produktion von Werbefilmen und Musikvideos für die Londoner Firma Flynn sowie dem Aufbau seines eigenen Studios Reference Point.

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