Sprachfelder 18

„Zeugen“

zeugen Vb. „herstellen, hervorbringen“ (heute selten), „ein Lebewesen entstehen lassen, Kinder hervorbringen“, ahd. giziguōn „etw. (als Besitz, Vermögen) nachweisen“, ziugōn „zustande bringen“ (um 1000), mhd. ziugen „herstellen, (ein Buch) verfassen, anschaffen, ausrüsten, beweisen, Zeugnis ablegen“, mnd. (ge)tü-gen „beschaffen, hervorbringen, beweisen, Zeugnis ablegen“, mnl. ghetÅ«ghen „beschaffen, beweisen, Zeugnis ablegen“, nl. getuigen „bezeugen, bekunden“. Das Verb (eigentl. „etwas heranschaffen“) iat etymologisch an das unter Zeug (s. d.) behandelte Substantiv anzuschließen. Die alte Bedeutung „beschaffen, verfertigen“ tritt im 17. Jh. zurück, hält sich jedoch im Sinne von „hervorbringen“ in dichterischer oder gehobener Sprache; allgemein gilt dafür erzeugen (s. unten). Die im Mhd. auftretende Verwendung „geschlechtlich hervorbringen“ wird vom 17. Jh. an vorherrschend. In der Rechtssprache übliches zeugen „be-, nachweisen, Zeugnis ablegen“ liegt von da an semantisch weit ab und wird als eigenständiges Verb empfunden. aus: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, Akademie-Verlag, Berlin 1989

Zeugung ohne Saamen, siehe Zeugung der Thiere und Pflantzen ohne Saamen.

Zeugung schöner Kinder. Wenn dem Oppiano zu glauben, so hatten die Lacedämonier in Gewohnheit, daß sie in den Gemächern, worinne sich ihre Weiber am meisten aufhielten, allerhand schöne gemälde aufhingen, damit sie, wenn sie schwanger wären, solche beständig für Augen haben, und daher eben so schöne und wohlgestalte zur Welt bringen möchten. Porta in magia Natur. Lib. II. cap.20. Man findet aber nirgends Nachricht, ob sie damit ihren Zweck erreichet haben. Noch weniger lieset man, daß die Lacedämonier schön von Person und Ansehen gewesen, wie es hätte sein müssen, wenn obige Gewohnheit bey ihnen allgemein gewesen, und die begehrte Würckung gethan hätte. Diese Nachricht haben wir von ihnen, daß sie ein kriegerisches und tapfferes Volck waren, welches den Erachten nach, von der leibes- Schönheit nicht wird viel Wesens gemacht haben. Wir lesen von ihnen fast mit Erstaunen, daß sie an einem gewissen Feste, bey dem Altar der Dianae Orthiae, ihre Knaben bis auf den Tod gepeitschet, da sie denn untereinander gestritten, wer die Schläge am längsten aushalten konnte, und solcher trug mit grossem Ruhme den Sieg davon. Dis bekräfftiget auch Cicero, welcher, als er zu Sparta gewesen, vernommen, daß wenn man die Knaben auch bis auf den Tod gepeitschet, sie dennoch nicht geschrien, auch nicht einmal geseuffzet hätten. Die Eltern stunden dabey und vermahnten die Kinder, die Schläge gedultig und standhafftig auszuhalten, droheten ihnen auch wohl, so sie es nicht thun würden. Viele musten unter solchen Schlägen erliegen, und davon ded Todes seyn, die man öffentlich und als Sieger mit einem Crantz auf dem Haupt begrub, auch ihnen zu Ehren Statuen setzte. aus: Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste, Leipzig-Halle 1732 – 54.

TransAct 2, Sprachfelder – Archiv
Boris Manner, Redaktion

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