TransAct 16

TransAct Statement

Wenn ich mich als Produzentin im Kulturbereich gegen Populismus äußere, dann ist damit auch eine Berufsethik verbunden, die das eigene Engagement nicht einem geradlinigen Vermittlungseffekt unterordnen möchte, die Arbeit und Ressourcen verschwendet und die bewußt ineffizient und unpopulär sein möchte. Diese Form von kulturellem Engagement, für die es gerade in Österreich in den letzten Jahren weitaus mehr Toleranz gab als in Deutschland und die vielen eher konzeptuell und explizit politisch orientierten Künstlerinnen die Möglichkeit gab, in Österreich aufzutreten und zu publizieren, ist ein dringend notwendiger Freiraum, angesichts des Populismus und der Kommunikations-Wellness, die auch in vielen aktuellen Tendenzen in der Kunst vorherrschen. 

Diese Tendenzen sind Folge eines Ökonomismus, dessen politisches Klima nicht nur auf Österreich beschränkt ist: die Verlustangst der weißen Mittelklasse um ihre Jobs, ihren Lebensstandard und um ihre ethnisch legitimierten Privilegien, die daraus entstehenden Verhetzungs-Szenarien von ausländischen Mafias, Überfremdung, Sozialschmarotzern, die wie so oft nur die groben Phantasien derjenigen verraten, die in dieser Weise projizieren.

Daß diese Projektionen nicht gerade eben entstanden sind, daß sie auf nahtlose historische Kontinuitäten verweisen, die nicht nur in der Stimme des Volkes sondern vor allem auch in dem sie mitproduzierenden Wirtschafts-Chauvinismus bestehen, ist allen klar. Deswegen möchte ich meinen Protest nicht auf solche Symptome wie Haider beschränken, sondern zu einem aktuellen Bündnis anregen, das sich gegen diese Tendenzen richtet.

Im übrigen werde ich so oft wie möglich in Österreich auftreten und ausstellen, weil ich mich solidarisch erkläre zu allen Personen, die im Moment vor Ort eine großartige politische Arbeit leisten.

Alice Creischer
Künstlerin

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