TransAct 16

TransAct Statement

Notwendig ist radikaler Antirassismus. Eine diffuse, unreflektierte Distanzierung vom Faschismus genügt nicht. Alle distanzieren sich vom Nationalsozialismus. Die Dämonisierung des Nationalsozialismus läßt diesen zu dem ganz Anderen werden, mit dem niemand etwas gemein hat. Tabu ist lediglich der Rassismus, der mit nationalsozialistischem Vokabular direkt identifizierbar ist. Notwendig aber ist eine Auseinandersetzung mit der Entwicklung, den Ursachen, den komplexen ökonomischen, politischen und ideologischen Zusammenhängen, den ästhetischen Inszenierungen und der Faszination des Faschismus. Nur so kann der österreichische Rechtspopulismus in seinen faschistoiden Zügen wie auch in seiner völlig anderen Inszenierung differenziert analysiert werden. Angesagt ist eine Doppelstrategie: Widerstand gegen diese Regierung, aber auch Ablehnung gegenüber dem EU-konformen Rassismus. 

Kunst- und Kulturwissenschaftlern fallen wichtige Funktionen zu, beispielsweise Bilder in der Kunst und in den Medien zu analysieren und aufzuzeigen, wie im ästhetischen Medium Differenz produziert und als ausschließlich natürliche inszeniert wird, sei es die Differenz zwischen den Geschlechtern, soziale oder ethnische Differenz. Gefragt sind auch Analysen der medialen Inszenierungen rechtspopulistischer Politik – Haider ohne Fernsehen gibt es nicht. Aufgabe von Menschen, die im künstlerischen und kulturellen Bereich arbeiten, ist es aber auch, in einer kapitalistischen Gesellschaft, in der es auf privater Seite offensichtlich nur noch um Geld und entsprechend auf staatlicher Seite nur noch um Sparen geht, andere Dimensionen zu öffnen. 

Daniela Hammer-Tugendhat
Kunsthistorikerin

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