stealing eyeballs 09

Interview mit Stefan Sagmeister

Die Schreibweise folgt der Originalversion des E-Mail-Interviews.

Simon Hadler: wie kommt man auf die idee, cover-designer zu werden?

Stefan Sagmeister: Ich war mit 17 in einigen miserablen Bands. Habe entdeckt, dass mir die Gestaltung der Verpackung mehr Spass macht als die Herstellung der Musik. 

SH: du sagst, die verpackung zu gestalten macht mehr spass als für den inhalt zu sorgen. was macht den für dich die faszination am cover-design aus?

SS: Macht MIR mehr Spass (nicht allgemein geltend gedacht). Faszination:
- Klein und tragbar
- International
- Cover wird meist nicht weggeworfen (im Gegensatz zu fast allem anderen Grafikdesign)
- Visualisierung von Musik (ohne von fertigen Bildern ausgehen zu müssen wie beim alten Langweiler Filmplakat)
- Ideenfindung durch Musikhören
- Meetings mit Musikern sind Meetings mit Middle Managern vorzuziehen
- Unzerbrechlich (just kidding)

SH: gibt es einen bestimmten prozess, wie deine zusammenarbeit mit musikern abläuft, deren cover du gestaltest?

SS: Beim Ersten Treffen haben die Musiker meist ein erstes, rohes Band, es gibt also etwas zum Anhören. Ich versuch von der Person die die Musik/Texte geschrieben hat möglichst viel über Entstehungsgeschichte/Richtung/Einflüsse zu erfahren. Vermeide sehr, über das Cover selber zu sprechen. Dann zurück in unser Studio und wir lassen das Tape spielen, ohne am Cover zu arbeiten.
Dann wird gearbeitet. Nach ca. 4 Wochen zeigen wir einen Prototyp. Falls der gefällt, wunderbar, falls nicht, nochmals von vorne. 

SH: gibt es sowas wie dein all-time-lieblingscover? 

SS: Sticky Fingers (Rolling Stones, gestaltet von A. Warhol & Craig Braun) XTC Go2 (Hipnosis) 

SH: wenn ich in plattengeschäften die verschiedenen covers betrachte, habe ich manchmal den eindruck, das meiste habe es so oder sehr ähnlich schon mal gegeben. wie schaffst man es als designer, trotzdem ein cover zu schaffen, das gesehen wird, das aufmerksamkeit erregt und aus der masse hervorsticht? 

SS: Ja, das kommt mir auch so vor. Jedes Musikgenre hat seinen Look und die dazugehörenden Cliches, die dann duzendfach verbraten werden. Diese Clichees sind am einfachsten zu vermeiden wenn die Interessen des Gestalters ausserhalb der Grafik oder Musikgrafik liegen und die Einflüsse von anderen Gebieten (Wissenschaft, Kunstturnen.) kommen. 

SH: . und welche Interessen sind das bei dir und wie äußern sie sich in den covers?

SS: Wie gesagt: 1. Wissenschaft: Postkarten die Sonnenuhren sind und Schallplatten spielen können, Cd covers die Text dekodieren, Poster die Goldfische beinhalten. 2. Kunstturnen: Typografie beim Zirkeltraining

SH: du scheinst die meisten der ziele, die auf deinem "wunschzettel" im netz zu lesen sind, auch erreicht zu haben: ein design studio in new york zu betreiben, eine auszeit zu nehmen (dein sabbatical), jetzt könntest du dich eigentlich mal zurücklehnen. wie sehen deine pläne aus? 

SS: Mein Studio macht ab October 2001 wieder Kundenaufträge. Da gibts einige die ich gerne machen würde: 
- Die Coca Cola Dose
- Eine Verpackung für Österreichische Electronische Musik
- Ein rein experimentales Buch

SH: die coca cola dose? hat nicht auch die coca cola flasche ein österreicher designed? in den siebziger jahren hättest du mit diesem wunsch noch einen aufschrei verursacht. symbol für kapitalismus und so. kein problem damit?

SS: Es gibt viele ausgezeichnete Grafiker die ausschliesslich obskure Bands und kleine Filme bewerben. Gleichzeitig werden Objekte die weltweiten kulturellen Einfluss haben (wie die Cola Dose) von den Deppen in den Marketingabteilungen designed. Das ist schade.

SH: wer schwebt dir denn so vor als partner von den wiener elektronikern?

SS: Ich mag Louie Austen gern, aber auch die Dorfmeisters und den Platzgummer Hans (der allerdings ein Tiroler ist).

SH: hast du eigentlich noch kontakt zur design-szene in wien? 

SS: Ein bisschen. Die Elisabeth Kopf ist eine gute Freundin (und ausgezeichnete Graphikerin), und ich bin im Kontakt mit der Cordula Alessandri und dem Christian Hochmeister und dem Clemens Schedler.

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