TransAct 17

TransAct Statement

„[.] Auch wenn es keine sonderlich hilfreichen oder inspirierenden Ergebnisse zeitigen kann, muß Verstehen den Kampf gegen den Totalitarismus, so er mehr sein soll als ein reiner Überlebenskampf, begleiten. Insofern als totalitäre Bewegungen in der nicht-totalitäten Welt entstanden sind (durch die Kristallisation von in ihr vorhandenen Elementen, denn die totalitären Systeme wurden nicht vom Mond importiert) ist der Prozeß des Verstehens ganz klar, vielleicht sogar in erster Linie, ein Prozeß des Selbst-Verstehens. Denn wir wissen zwar, verstehen allerdings noch nicht, wogegen wir kämpfen, aber wir wissen sehr viel weniger, geschweige denn verstehen, wofür wir kämpfen. Und die Resignation, die für das Europa während des letzten Krieges so charakteristisch war und von einem englischen Dichter so präzise eingefangen wurde, als er sagte: ‚Wir, die wir mit hohen Träumen lebten, verteidigen die schlechten gegen die noch schlechteren,’ wird nicht länger ausreichen. Die Tätigkeit des Verstehens ist, so gesehen, notwendig; auch wenn sie den Kampf niemals direkt anzuregen oder ansonsten fehlende Zielsetzungen zu liefern vermag, kann allein sie ihn sinnvoll machen und eine neue Verständigkeit des menschlichen Geistes und Herzens vorbereiten, welche vielleicht erst nach der gewonnenen Schlacht zur freien Entfaltung kommt. [.] Aber ist nicht die Aufgabe des Verstehens hoffnungslos geworden, wenn es stimmt, daß wir uns einem Etwas gegenübersehen, welches unsere Denkkategorien und Urteilsmaßstäbe zerstört hat? [.] Vielleicht ist es verkehrt, auch nur zu denken, es werde je etwas passieren, zu dessen Verständnis unseren Kategorien die Ausrüstung fehlen könne. Vielleicht sollten wir uns auf das vorgängige Verstehen, welches das Neue sogleich in das Alte einfügt, zurückziehen und bei dem wissenschaftlichen Ansatz, der ihm folgend das Noch-nicht-Dagewesene aus dem Dagewesenen methodisch reduziert, verharren, selbst wenn sich eine solche Beschreibung der neuen Phänomene mit der Wirklichkeit nachweislich nicht deckt. [.] Das Paradoxon der modernen Situation scheint zu sein, daß unser Bedürfnis, das Vorverständnis und das rein wissenschaftliche Vorgehen zu transzendieren, daraus erwächst, daß wir unsere Instrumente des Verstehens verloren haben. Unsere Suche nach Sinn wird durch unsere Unfähigkeit, Sinn zu erzeugen, zugleich angetrieben und vereitelt. [.] nur im Handeln natürlich werden wir von den veränderten Umständen, die das Ereignis geschaffen hat, ausgehen, das heißt dieses Ereignis als einen Anfang behandeln.“

L'horreur c'est la violence transformée en routine tout à fait ordinaire. C'est l'existence des "centres des rétention" et d'emprisonnement destinés à des hommes et des femmes pour défaut des papiers.

Je voudrais rajouter: Malgré l'action énergique que les pays occidentaux disent déployer en faveur des droits démocratiques des minorités en Europe, Leyla Zana et d'autres représentants parlementaires kurdes restent enfermés dans les prisons turques.

Alejandra Riera, Paris


Zitate aus: Hannah Arendt: Verstehen und Politik, aus dem Amerikanischen von Ursula Ludz, in: Zwischen Vergangenheit und Zukunft, Übungen im politischen Denken I, herausgegeben von Ursula Ludz, München 1994. Erstveröffentlichung: Understanding and Politics, in: Partisan Review 20 (1953), Nr. 4, S. 377–392.

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